Mittwoch, 30. August 2017

Angela Merkel - Nicht zu fassen

Kolumne: Leicht gesagt. Journalisten beklagen sich über den „langweiligen“ Wahlkampf von Angela Merkel. Das mag stimmen, doch für die Kanzlerin ist die Ereignislosigkeit ein Erfolgsrezept. Bei den Wählern kommt der Eindruck von Ruhe und Zuversicht an

 

 

 

Es sagt sich leicht, dieser Wahlkampf sei öde. Die Bundeskanzlerin hat auf ihrer alljährlichen Sommerpressekonferenz tatsächlich vorwiegend Vorhersehbares gesagt. Doch wollen wir allen Ernstes das Gegenteil? Überraschungskanonen wie Donald Trump, Recep Tayyip Erdogan oder auch Wladimir Putin?
Die Presse kommentiert Merkels Auftritt vor Deutschlands Hauptstadtjournalisten verdrossen bis übellaunig: Ihre Routine versprühe „einen gewissen Grad an Langeweile“, sie liefere „keinen Neuigkeitswert“. Die Kanzlerin erkläre die Welt. „Was der Wähler wirklich in den kommenden vier Jahren zu erwarten hat: Dazu hat die Kanzlerin nichts Konkretes zu verkaufen.“ 

Unaufgeregte Einsicht

Es stimmt ja auch: Merkel suggeriert keinen konkreten Bauplan für Deutschlands Zukunft. Wie seriös wäre das aber auch in Zeiten nachrichtlicher Überrumpelungen auf der Welt? Sie steuert die Gegenwart an, will ein Land, „in dem wir gut und gerne Leben“. Das klingt banal. Es ist aber streng genommen ein großes Ziel, den Status quo erhalten zu wollen. Daran wird Merkel gemessen werden.
Gerade ihre offensichtliche Unaufgeregtheit verrät Einsicht. Vor zwei Jahren betrieb Merkel die gegenteilige Politik. Auch wenn sie das mehr reaktiv als aktiv tat, weil sie glaubte, mit einer enthusiastischen Willkommenspolitik dem Wunsch der großen Mehrheit der Deutschen zu entsprechen. Das wiederum sorgte für Aufregung, die der Kanzlerin höchst selbst bald unheimlich wurde.
Inzwischen wird das Thema Flüchtlinge klein gefahren, soll für sie im Wahlkampf möglichst keine Rolle spielen. Sie hofft, links der Mitte noch immer vom Nimbus der Flüchtlingskanzlerin profitieren zu können. Tatsächlich aber ist ihre Abschottungspolitik so restriktiv, wie sie es nie zuvor war in der Geschichte der Bundesrepublik. Ihrem einst so scharfen Kritiker Horst Seehofer reicht dieser deutliche Richtungswandel offenbar, so dass er seine Obergrenzen-Forderung weitgehend für obsolet hält. Deshalb ist dieser Wahlkampf eben doch weit friedlicher, als noch vor einem Jahr erwartet.

Schärferer Kurs gegenüber Türkei

In Merkels präsidialen, so routiniert heruntergespulten Antworten gab es auf der Bundespressekonferenz durchaus einige nennenswerte Neuigkeiten. So ist die Kanzlerin nun deutlich wie selten zuvor gegenüber der Türkei. Die solle sich ihren Wunsch nach engeren Geschäftsbeziehungen mit der EU abschminken, wenn sich der paranoide Kurs Erdogans nicht ändere: „Ich sehe nicht, und wir sehen nicht als Bundesregierung, dass wir in den nächsten Monaten ein Mandat erteilen könnten, um über die Zollunion zu sprechen, solange die Situation so ist wie sie jetzt ist.“
Auch hat Merkel ein Thema aufgegriffen, dessen Regelung ihr in den Wirren des Flüchtlingssommers 2015 nicht gelungen war: Die Einbindung der EU bei der Verteilung der Ankommenden. „Da muss man als erstes mal sagen, dass Europa selber seine Hausaufgaben bis heute nicht gemacht hat. Weder haben wir ein funktionierendes Dublin-System“, sagte Merkel, „noch haben wir die Bereitschaft aller zu einer fairen Verteilung von Flüchtlingen, wenn sie in Europa ankommen. Diese Tatsache ist ein Manko.“ In Paris gab es nun auf einem Flüchtlingsgipfel zarte Ansätze, dieses Problem post festum anzugehen. 
Innenpolitisch aber gibt es anstatt der Flüchtlinge längst thematisch andere Aufreger, die Merkel dankbar aufgreift. Zur Diesel-Affäre spricht sie über verlorenes Vertrauen in die Auto-Industrie: „Es gibt schon eine riesige Enttäuschung.“ Mag sein, doch ihre eigentliche Botschaft ist, dass der Verbrennungsmotor noch für „Jahrzehnte“ als Brückentechnologie in Benutzung bleiben wird. Zu wichtig sind die Motorenhersteller für Deutschland.

Wie ein Stück Seife

Sie ist schwer zu fassen, was eben nicht nur dem Herausforderer Martin Schulz zu schaffen macht, sondern auch Deutschlands Journalisten. Weil ihnen der größte Berichtsgegenstand im Wahlkampf wegflutscht wie ein Stück Seife, machen sie genau das zum Thema und nennen es Langeweile.
Auch hier aber lässt Merkel sie abrutschen und gibt sich als Ausgleich-Mutter der Nation: Wenn Wahlkampf nur sei, „wenn man sich gegenseitig beschimpft, dann ist das nicht die Vorstellung, die ich von Wahlkampf habe“. Im Wahlkampf werde „über all die Themen gesprochen, die wichtig sind für die Menschen“, sagt sie, und diese Banalität wird zur Nachricht. „Deshalb haben wir, wie ich finde, einen sehr interessanten Wahlkampf.“ Auf die Frage, ob von ihr im Wahlkampf noch Neues oder Überraschendes zu erwarten sei, antwortet die Kanzlerin: „Ich gebe mein Bestes.“
Ja, spannend klingt das nicht. Aber auch viele einseitige Wutbürger haben erkannt, was in den USA und Großbritannien Wutwähler angerichtet haben: einen Scherbenhaufen. Insofern ist wohl die wahre Botschaft dieses Wahlkampfs, welche die Bundeskanzlerin auch so siegessicher macht: „In der Ruhe liegt die Kraft“.

Sonntag, 27. August 2017

AVP börsenletter KW 35

A V P börsenletter
kurz.prägnant.konkret.erfolgreich Sonntag 27.08.2017 


  

Damit die Börse steigt, müssen die beiden wichtigsten Fakotoren, Liquidität & Stimmung des Anlegerpublikums positiv sein!

André Kostolany

 

Markt aktuell mit übergeordnete & untergeordnete Trend

Der Aktienmarkt und seine Indizes sind weiterhin in einer konsolidierenden Phase. Das gute alte Stock-Picking ist das Instrument der Stunde.



Depot alt & aktuell mit Einschätzung der Redaktion


In der jetzigen Phase müssen wir uns allerdings mit kleineren Brötchen zufrieden geben. Das bedeutet, dass die prozentualen Zuwächse eher übersichtlich bleiben. Doch bekanntlich macht auch Kleinvieh Mist.

... "gesehen und zitiert" …


Interessante LINKS, Texte und Grafiken

 






  Der Spruch zum Wochenende:

Meine Finanzen sind zerrüttet, an der Börse hat's gekracht.
Da hab' ich aus meinen Aktien den Kindern Drachen gemacht.
Ich zog mit ihnen zu Felde, wo sanfte Lüfte weh'n,
dort konnt ich meine alten Aktien noch einmal steigen sehen.



Das Team von AVP wünscht eine geldreiche Börsenwoche

 

Dienstag, 22. August 2017

Das meiste, was als rechtspopulistisch gilt, sind Spielarten des Liberalismus und Konservatismus, die den Staat und die Rechtsordnung, die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger nicht zu Gunsten von „No Nations, no borders“ über Bord werfen wollen. Es sind Positionen, die die mittel-und langfristigen Risiken einer Politik, die die finanzielle und die Sicherheit der Zukunft des Gemeinwesens infrage stellen, nicht einfach mit Schweigen oder gar mit begeisterter Zustimmung übergehen wollen. Das was von links-grüner Warte aus als Populismus bekämpft wird, ist unverzichtbarer Teil des Meinungsspektrums einer Demokratie, ja, es sind gerade kritische und streitbare Meinungen, die die Demokratie im Jahre des Heils 2017 „in diesem unserem Lande“ am Leben erhalten.

https://www.tichyseinblick.de/gastbeitrag/abschied-vom-populismus/

Intoleranz gegen Andersdenkende ist ein Merkmal bei vielen Linken und Grünen


 Intoleranz gegen Andersdenkende ist in der Tat ein gemeinsames Merkmal bei vielen Linken und Grünen. Die Unduldsamkeit gegen Menschen, die anderer Meinung sind, spürt man in der Sprechweise von Linken und Grünen, und bei den Linksextremen zeigt sich diese Unduldsamkeit dann auch in Gewalt.








Herr Zitelmann, Sie sind Historiker und ein erfahrender Journalist, der im Ullstein- und im Propyläen-Verlag sowie bei der DIE WELT in führenden Positionen war. Sie sind wie kaum ein anderer ein Kenner des Zeitgeschehens und schreiben regelmäßig viele Kommentare und Kolumnen für das Debattenmagazin „The European“. Was läuft falsch in Deutschland?
Zitelmann: Obwohl das Wort “Nachhaltigkeit” in aller Munde ist, ich kann es schon lange nicht mehr hören, ist die Politik in Deutschland genau das Gegenteil davon. Es gab in der bundesdeutschen Nachkriegszeit keinen Kanzler, der für seine Nachfolger und die Folgegenerationen so viele schwerwiegende Probleme angehäuft hat, wie Merkel. Ob Einwanderung, Eurorettung, Energie- oder Sozialpolitik:
In all diesen Feldern hat Merkel gefährliche Zeitbomben gelegt, die erst später hochgehen werden. Der Grund, warum sie wohl dennoch wieder gewählt werden wird: Die Folgen, etwa der verfehlten Energiepolitik, wirken sich heute noch kaum aus, sondern erst in der Zukunft. Ebenso stehen uns die schlimmsten Folgen der Eurorettung noch bevor. Gleiches gilt für die Flüchtlingspolitik. In der Politik ist es oft so, dass die heute verantwortlichen Politiker Dinge tun, die sich erst bei ihren Nachfolgern auswirken. So profitierten Bill Clinton und Tony Blair von der guten Politik ihrer Vorgänger Ronald Reagan und Margaret Thatcher – und Merkel profitiert von Schröders Agenda 2010. Das alles war ein positives Erbe. Merkel wird dagegen ein schlimmes Erbe hinterlassen.
Sie haben 20 erfolgreiche Bücher, darunter Besteller, geschrieben. Ihr neuestes Buch trägt den Titel „Wenn Du nicht mehr brennst, starte neu“. Viele Deutsche haben Angst vor Veränderungen, seien diese persönlicher Natur oder der Arbeitswelt geschuldet. Ihre Maxime hingegen lautet, mit Hermann Hesse gesprochen: „In jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, oder anders formuliert. Neuanfänge sind für Sie etwas Existentielles. Woher kommt die Angst und was bringen Neuanfänge?
Zitelmann: Ich verstehe diese Angst, denn sie ist Ausdruck eines Sicherheitsstrebens, das mir nicht fremd ist. Aber ich glaube nicht, dass Sicherheit darin liegt, alles so zu lassen, wie es ist. Die Verhältnisse ändern sich, und so müssen wir uns selbst ändern und die Gesellschaft muss sich ändern. Im persönlichen Bereich denke ich, dass Angst vor Veränderung Ausdruck von mangelndem Selbstbewusstsein ist. Psychologen sprechen von “Selbstwirksamkeit”. Damit ist gemeint, dass ich mir selbst zutraue, große Ziele zu erreichen, Krisen zu bewältigen und aus ihnen das Beste zu machen. Ich persönlich fände es langweilig, das ganze Leben lang immer das Gleiche zu tun. Und ich habe mir zugetraut, immer wieder neu zu starten. Wenn man mal dabei scheitert, dann ist das gut und nicht schlecht. Denn wer nie im Leben scheitert, hat damit nur eines bewiesen, dass er sich zu kleine Ziele gesetzt und zu wenig versucht hat.
Sie haben eine beeindruckende Karriere hingelegt. Vom Linken zum Konservativen, von Autorenschaften in ganz linken Zeitungen bist hin zum Chef der "Geistigen Welt“ der DIE WELT. Sind Sie aus versehen konservativ geworden?
Zitelmann: Als Konservativen würde ich mich nicht bezeichnen. Ich sehe mich als Nationalliberaler oder als demokratischer Rechter. Konservativ passt irgendwie nicht zu meinem persönlichen Lebensstil, klingt für mich ein wenig bieder und verstaubt, so nach blauem Jacket mit goldenen Knöpfen und Einstecktuch.
Liberalismus bedeutet für mich, Eintreten für die Freiheit. Und zwar vor allem für die geistige Freiheit, für Freiheit des Denkens, für die Freiheit in der intellektuellen Debatte. Deshalb ist mir die Political Correctness so sehr verhasst. Sie ist für mich gleichbedeutend mit Denkverboten und mit der Pflicht, sich einfältiger Sprachhülsen zu bedienen.
Freiheit ist auch in der Wirtschaft das Wichtigste. Ich schreibe gerade an einem neuen Buch, das nächstes Jahr erscheinen soll. Arbeitstitel: “Der Kapitalismus tut den Menschen gut”. Ich weise nach, dass es den Menschen immer dann besser ging, wenn dem Markt, also der Freiheit unternehmerischen Handelns, mehr Raum gegeben wurde. Das beeindruckendste Beispiel ist China: Allein beim “Großen Sprung nach vorne” in den Jahren 1958 bis 1961 starben etwa 45 Millionen Menschen, die meisten verhungerten. Das war Folge eines großen sozialistischen Experimentes. Darüber wissen die Menschen viel zu wenig, und als ich im Teenageralter Maoist war, wollte ich auch nichts davon wissen. Damals bezog ich mein “Wissen” über China aus der Peking-Rundschau. Ich gebe zu, dass ich erst jetzt mehrere Bücher darüber gelesen habe. Es hat niemals in der Menschheitsgeschichte eine so große Wohlfahrtssteigerung für die Menschen gegeben wie in den letzten Jahrzehnten in China. Warum? Weil dort der Kapitalismus eingeführt wurde und China sich in die Weltwirtschaft integriert hat, diese heute sogar prägt. Leider war und ist die wirtschaftliche Freiheit in China nicht mit der politischen Freiheit verbunden, aber immerhin: Das war schon eine große Leistung von Deng Xiaoping, deren Kern es war: Mehr Freiheit, mehr Markt, mehr Kapitalismus wagen.
Ich habe einen unbändigen Freiheitsdrang. Der hat mich in der Jugend, so wie viele Menschen, zu einem Linken gemacht. Und er hat mich später zu einem Liberalen oder demokratischen Rechten gemacht, dem Freiheit wichtig und Gleichmacherei ein Gräuel ist.
Sie kennen sich aus mit autoritären Denkern und Systemen, Sie haben eine viel gelesene und -zitierte Hitlerbiografie geschrieben. Was fasziniert an der dunklen Seite der Macht und warum findet dies immer wieder Nachahmer und Enthusiasten?
Zitelmann: Das Grauen kommt ja daher im Gewand der hoffnungsvollen Verheißung einer besseren Zukunft. Das gilt nicht nur für den Marxismus, sondern auch für den Nationalsozialismus, wie ich in meinem Hitler-Buch belege. So wie Anhänger von Marx und Lenin fasziniert waren von der Vision einer klassenlosen Gesellschaft, so waren die Anhänger Hitlers fasziniert vom Konzept der “Volksgemeinschaft”. Das war die These in meinem Buch “Hitler. Selbstverständnis eines Revolutionärs”, das erstmals vor 30 Jahren erschien und soeben im Lau-Verlag in einer um 100 Seiten erweiterten 5. Auflage neu herausgekommen ist. Heute ist das Konzept der “Volksgemeinschaft” zu dem zentralen Forschungsansatz der NS-Forschung geworden, wie ich in meinem einleitenden Essay zu dem Hitler-Buch zeige.
Wenn wir die Faszination von Ideologien wie dem Marxismus-Leninismus, Maoismus oder Nationalsozialismus nicht verstehen, dann können wir aus der Geschichte nichts lernen. Die Menschen haben Hitler ja nicht wegen seinem Judenhass oder seinen Plänen zur Eroberung von neuem Lebensraum im Osten gewählt. Sondern weil er bessere Aufstiegschancen für die Arbeiterschaft, die Überwindung der kapitalistischen Klassengesellschaft und soziale Gerechtigkeit versprach. Heute wissen wir, wie schrecklich das alles endete, aber das wussten die Menschen nicht, die Anfang der 30er Jahre fasziniert waren vom nationalen Sozialismus.

Seit dem G 20-Gipfel in Hamburg ist der Terror von Links – lange Zeit politisch geduldet – zu einer politisch festen Größe in unserer Alltagskultur geworden. Sie kennen das Phänomen vom linken Terror aus Ihrer Zeit als Cheflektor der Verlage Ullstein und Propyläen. Dort veröffentlichten Sie unter anderem ein Buch von Jörg Haider – auch mit der Konsequenz, dass Ihr Auto angezündet wurde. Leben wir in einer Gesinnungsdiktatur? Warum haben wir wenig Toleranz für konservatives Denken und viel für den linken Mainstream?
Zitelmann: Intoleranz gegen Andersdenkende ist in der Tat ein gemeinsames Merkmal bei vielen Linken und Grünen. Die Unduldsamkeit gegen Menschen, die anderer Meinung sind, spürt man in der Sprechweise von Linken und Grünen, und bei den Linksextremen zeigt sich diese Unduldsamkeit dann auch in Gewalt.
In der Bundesrepublik gab es seit den 60er Jahren eine laufende Verschiebung des politischen Koordinatensystems nach Links. Das habe ich 1994 ausführlich in meinem Buch “Wohin treibt unsere Republik?” gezeigt und analysiert. Diese Analyse, obwohl vor 23 Jahren geschrieben, ist leider heute aktueller denn je. Ich habe schon damals gezeigt, wie sich die CDU nach Links entwickelt und den Grünen anpasst. Das war noch zu Zeiten von Kohl. Der Prozess der Sozialdemokratisierung und Vergrünung der CDU hat mit Merkel nicht begonnen, sondern sie hat ihn nur in einer damals für die meisten Menschen nicht vorstellbaren Weise auf die Spitze getrieben und vollendet. Da alles ausgegrenzt wird, was nur leicht rechts von der CDU ist, hat das zur Folge gehabt, dass immer mehr Meinungen, die früher als legitim galten, auf einmal als “unsagbar” und “unerträglich” galten und gelten. Was früher als Position der Mitte galt, war auf einmal rechts. Andererseits gab es seit Ende der 60er Jahre eine sich beschleunigende Erosion der Abgrenzung zu linken Antidemokraten, die zunehmend als legitimer Teil des politischen Spektrums gesehen wurden. Daher hatte ich schon damals in meinem Buch vorhergesagt, dass die SPD irgendwann mit den Grünen und dann auch mit den Linken zusammengehen wird. Damals, also 1994, als ich dieses Buch schrieb, hatten die Sozialdemokraten noch Koalitionen auf Bundesebene mit beiden Parteien ausgeschlossen.
Sie sind Bodybuilder, investieren viel Zeit und haben bewältigen dennoch ein gewaltiges Pensum an Publikationen etc. Wie schaffen Sie das? Wie steuern Sie Ihren Tag? Was raten Sie für ein so intensives Arbeitsprojekt und warum nimmt Fitness in Ihrem Leben einen so hohen Stellenwert ein?
Das Training kostet mich nicht viel Zeit. Ich trainiere seit 40 Jahren jede Woche (außer wenn ich erkältet bin) drei bis sechs Mal, aber immer nur 30 bis 40 Minuten. Ich habe mich mit Trainingstheorien zum Kraftsport befasst und ein Buch dazu geschrieben. Das Ergebnis: Intensives Training bringt mehr als langes Training. Zum Zeitbudget: Ich habe sehr selten das Gefühl, zu wenig Zeit zu haben, obwohl ich viele Dinge mache: Nach wie vor veranstalte ich zahlreiche Fachseminare für die Immobilienbranche, habe einen Beratervertrag mit meiner ehemaligen Firma, arbeite mit zwei Immobilienunternehmen bei der Akquisiton und Vermittlung von Projektentwicklungen zusammen, schreibe meine Bücher und Kolumnen. Und ich gehe jedes Wochenende feiern und habe Zeit für meine Freundinnen. Eben, als ich diese Interviewfragen beantworte, bin ich in Laguna Niguel in Kalifornien und es ist zwischen 6 und 9 Uhr morgens. In einer Stunde werden wir wohl zum Sport gehen und dann liege ich in der Sonne und lese ein Buch über die wirtschaftliche Entwicklung in Afrika. Morgen gegen 6 Uhr schreibe ich weiter am nächsten Kapitel für mein neues Buch. Es hat sich übrigens noch nie eine Freundin beklagt, dass ich zu wenig Zeit für sie hätte. Wie ich das alles zusammenbekomme habe ich in meinen “12 Lebensregeln” erklärt, die sich im Kapitel 15 meiner kürzlich erschienenen Autobiografie “Wenn du nicht mehr brennst, starte neu!” finden. Ein wichtiger Grundsatz lautet, dass ich alles delegiere, was mir keine Freude macht und was auch andere erledigen können. Obwohl ich 15 Jahre lang fast jeden Tag geflogen bin, habe ich noch nie in meinem Leben einen Flug selbst gebucht, ich mache meine Arzt- oder Friseurtermine nicht selbst aus und delegiere überhaupt alles, was mir keine Freude macht. Dadurch habe ich Zeit, die Dinge zu tun, die mir Spaß machen und in denen ich gut bin, also vor allem das Schreiben und die Akquise.
Sie sind ein ausgewiesener Finanzexperte und Immobilieninvestor! Wie beurteilen Sie die gegenwärtige Finanz, Euro und Flüchtlingskrise?
Zitelmann: Zunächst: Die Finanz- und die Eurokrise sind nicht vorbei, obwohl meist in den Medien in der Vergangenheitsform darüber geschrieben wird. Ebensowenig ist die Flüchtlingskrise vorbei. Die Ansicht, die Finanzkrise liege hinter uns, ist geradezu absurd. Wenn das so wäre: Warum sind die Zinsen dann bei Null und warum kauft die EZB für Hunderte Milliarden Anleihen? Würde die EZB dieses Jahr die Zinsen auf nur zwei Prozent erhöhen und ihr Anleihenkaufprogramm beenden, dann würden das internationale Finanzsystem und der Euro sofort zusammenbrechen. Das kann keiner bestreiten. Und das kann doch kein Mensch als normal bezeichnen, der noch bei Verstand ist. Deshalb ist die Meinung, dass diese Krisen ausgestanden seien, ein großer Unsinn. Ähnliches gilt für die Flüchtlingskrise: Die größten Probleme mit der Zuwanderung, und zwar sowohl mit vielen derjenigen, die gekommen sind als auch mit jenen, die noch kommen werden, stehen noch vor uns. Die Politik hat ja kein Konzept zur Lösung. Es ist doch ganz offensichtlich, dass es kaum gelingt, Menschen, die einmal zu uns gekommen sind, wieder abzuschieben. Das war ebenso vorauszusehen wie die Tatsache, dass sich die meisten anderen europäischen Länder weigern werden, Merkels Einwanderungskonzept zu folgen. Am meisten ärgert mich, wenn Politiker aller Parteien erzählen, man müsse “die Fluchtursachen beseitigen”. Das klingt irgendwie logisch, aber es ist eine völlige Überschätzung unserer Möglichkeiten und einer jener Phrasen, die gedankenlos nachgeplappert werden. Die Fluchtursachen liegen im Wohlstandsgefälle zwischen Afrika und Deutschland, und das wird weder Merkel noch Schulz beseitigen.
Sie schreiben in Ihrem Buch in einem ganzen Kapitel „Was ich von 45 Superreichen lernte“. Was haben Sie gelernt?
Zitelmann: Das war das Thema meiner zweiten Doktorarbeit, die ich 2015 geschrieben habe. Ich habe erstmals 45 Hochvermögende persönlich interviewt – die meisten waren Selfmade-Unternehmer oder Investoren mit einem Nettovermögen zwischen 30 Millionen und einer Milliarde Euro. Ich habe diese zweite Dissertation geschrieben, weil ich hier eine Forschungslücke sah und neugierig war, welche Persönlichkeitsmerkmale diese Menschen haben. Einige dieser Persönlichkeitsmerkmale treffen auch für mich zu, etwa der Nonkonformismus, also die Freude daran, gegen den Strom zu schwimmen. Oder die Einstellung, selbst die Verantwortung für Rückschläge zu übernehmen, statt anderen die Schuld zu geben. Es ist schwer, das alles in einem Interview zu erklären, was ich auf 430 engbedruckten Seiten dargestellt habe. Ich rate dazu, das Buch zu kaufen, allerdings nur dem, der nicht auf einfache Tipps zum Reich werden hofft. Dazu gibt es genug andere Bücher, die meisten davon sind leider völlig wertlos oder irreführend. Die “Psychologie der Superreichen” breitet sehr umfänglich Material aus, lässt die Superreichen selbst zu Wort kommen und gibt Anlass, über die eigenen Denk- und Verhaltensmuster zu reflektieren. Übrigens ist das Buch keineswegs nur für den interessant, der selbst reich werden möchte, sondern auch für jeden, der mehr über die Denkweisen und Verhaltensmuster dieser Minderheit erfahren will, die den meisten Menschen ja sehr fremd ist – und über die es jedenfalls viel mehr Vorurteile als Wissen gibt.
Ihr Leben besteht aus Regeln, welche würden Sie Lesern Ihrer Bücher anempfehlen?
Zitelmann: Zum Glück besteht mein Leben nicht aus Regeln, aber es wird in der Tat von Regeln geleitet. Viele Leser meiner Autobiografie haben mir gesagt, die zwölf Lebensregeln, die ich im 15.Kapitel darstelle, seien für Sie das Wichtigste an meinem Buch. Alle zwölf Regeln sind mir sehr wichtig, aber hier ist natürlich nicht der Platz, alle aufzuführen. Eine habe ich bereits genannt: Delegiere konsequent alles, was dir keine Freude macht. Eine andere lautet: Es ist nie zu spät, etwas Neues anzufangen. Ich bin im Juni 60 geworden. Manche Menschen denken dann schon über die Rente nach. Für mich ist Halbzeit, also genug Zeit, mit Neuem zu beginnen. Mein Vater ist 88, er hat letztes Jahr eine 1200-Seiten-Biografie über Keppler veröffentlicht. Ich habe erst mit 30 angefangen zu arbeiten, da ich vorher mein 2. Staatsexamen und meine erste Promotion absolviert hatte. Also habe ich, wenn ich meinen Vater mal als Orientierungspunkt nehme, 30 Jahre hinter mir und mindestens 28 Jahre vor mir. “Wenn du nicht mehr brennst, starte neu!” soll eine Ermutigung sein für Menschen, die nicht mehr voll und ganz begeistert sind von dem, was sie tun. Ich finde, das Leben ist zu schade, um die Zeit damit zu verschwenden, Dinge zu tun, für die man nicht brennt. Ich habe viele Dinge in meinem Leben getan – als Historiker, Cheflektor, leitender Journalist, Unternehmer, PR-Berater, Immobilieninvestor, Makler. Immer, wenn ich festgestellt habe, dass ich nicht mehr richtig brenne für das, was ich tue, habe ich mich neuen Tätigkeitsfeldern zugewandt. Ich finde Arnold Schwarzenegger faszinierend, der Bodybuilder, Immobilieninvestor, Schauspieler und Politiker war. Heute ist er ein international engagierter Umweltaktivist, was jedoch nicht mein Ding wäre. Aber sein Konzept, in einem Leben mehrere Leben zu leben, das hat mich schon als Jugendlicher fasziniert.
Herr Zitelmann, wie wird man Millionär? Haben Sie Tipps für Einsteiger?
Zitelmann: Am Anfang stand für mich überhaupt der Entschluss, reich zu werden – ohne genau zu wissen, wie es geht. Das war nach einem Gespräch mit dem Politiker Peter Gauweiler, ich schildere das in meiner Autobiografie. Und dann war es für mich logisch, dass ich mir Wissen angeeignet habe von Menschen, die es geschafft hatten oder die kluge Bücher dazu geschrieben haben. Ich habe damals alles gelesen, was ich zu dem Thema in die Hände bekommen habe. Nicht, weil ich nach einfachen Tipps zum Reichwerden gesucht habe, das wäre ja naiv. Sondern weil mich die Bücher, die ich gelesen habe, dazu gebracht haben, nachzudenken, meinen eigenen Weg zu finden. Was mir sonst manchmal im Leben große Probleme bereitet hat, nämlich der Nonkonformismus und die Art, gegen den Strom zu schwimmen, hat dazu geführt, dass ich viele Millionen verdient habe. Ich habe Investments getätigt, die andere für völlig abwegig hielten – zum Beispiel den Kauf eines Hauses in Berlin-Neukölln im Jahr 2004 ohne einen einzigen Euro Eigenkapital für eine Million Euro. Damals galt man als verrückt, wenn man in Berlin Wohnungen gekauft hat und als komplett verrückt, wenn man es in Neukölln gemacht hat. Das hat mich nicht gestört, sondern eher noch bestärkt. Denn die Immobilie konnte ich ja nur deshalb so günstig kaufen, weil die Mehrheit der Marktteilnehmer anderer Meinung war. Die Deutsche Bank lehnte die Finanzierung als zu riskant ab. Das konnte ich bei einer Rendite von 15%, die mir eine anfängliche jährliche Tilgung von 6% erlaubte, überhaupt nicht verstehen. Übrigens hat die Deutsche Bank zu dieser Zeit viele als angeblich sicher geltende Fonds verkauft, mit denen die Anleger später eine Menge Geld verloren haben. Als dann vor einigen Jahren der Berliner Immobilienmarkt “in” war und Neukölln ganz besonders “in”, als praktisch jeder Investor in Berlin kaufen wollte, habe ich das Haus für 4,2 Millionen wieder verkauft. Damals war bis auf 200.000 Euro das Darlehen getilgt und die vier Millionen Gewinn waren steuerfrei, da ich die Immobilie zehn Jahre gehalten hatte. Es kann sich also lohnen, gegen den Strom zu schwimmen.
Fragen: Stefan Groß

Montag, 14. August 2017

Wie geht "politische Korrektheit"


gelesen und zitiert by philosophia perennis vom 14. August 2017 Gastbeitrag von Axel R. Göhring
Der Erfolg der "politischen Korrektheit" beruht vor allem auf dem Herdentrieb der meisten Menschen ... (c) Pixabay

  
Politische Korrektheiten wie der nationalistische Militarismus des frühen 20. Jahrhunderts, der die Welt an seinem Wesen genesen lassen wollte, haben in Deutschland, Europa und der Welt Katastrophen von historischem Ausmaß ausgelöst. Eigentlich müssten wir daraus gelernt haben und heute davor gefeit sein.
Weit gefehlt: Auch die aktuelle „politische Korrektheit“ formuliert erneut widersprüchliche weltfremde Mythen, die halb-totalitär auf allen Kanälen verbreitet werden und denen nicht widersprochen werden darf. Wie damals mit erheblichen Kosten und katastrophalen Folgen.
Der britische Komiker John Cleese erklärte einmal in einem Interview, dass die heutige politische Korrektheit, die Mitte der 1980er von linken Studenten an US-amerikanischen Universitätsstandorten wie Berkeley entwickelt wurde, ursprünglich eine gute Sache gewesen sei. Die Forderung nach Nicht-Diskriminierung von gesellschaftlichen Minderheiten wie Afrikanern und Homosexuellen sei ein notwendiger zivilisatorischer Fortschritt gewesen. Heute allerdings werde die politische Korrektheit zunehmend dafür missbraucht, das Recht auf Meinungsfreiheit zu beschneiden und somit Demokratie und Pluralismus in den westlichen Staaten abzubauen.

Machtspiele à la „1984“

Was den ersten Teil seiner Einschätzung angeht, hat Cleese wahrscheinlich Unrecht: Die Forderungen der „Progressiven“ nach Minderheitenschutz ergeben sich eigentlich bereits aus der christlich-aufklärerischen Tradition des Westens. Und tatsächlich waren viele Forderungen der linken Studenten Leerformeln, da zum Beispiel der Rassismus in Nordamerika in Militär und Gesellschaft seit den 50er und 60er Jahren zu großen Teilen abgebaut wurde. So tat es nicht Wunder, dass die Linken nur noch wenig Konkretes in juristischen oder bildungspolitischen Fragen fordern, sondern sich hauptsächlich auf Sprachhygiene und Symbolpolitik konzentrieren.
Genau diese beiden Gebiete sind aber spätestens seit Orwells Roman 1984 als potente Mittel zum Machtgewinn und zur Bevölkerungskontrolle bekannt. Roland Tichy erwähnte in diesem Zusammenhang, dass die Ultralinken Mitte der 1980er den Klassenkampf wegen Erfolglosigkeit zugunsten der Minderheitenpolitik aufgegeben hätten. Diese ermöglichte es den meist akademisch-bürgerlichen Linken nun, über ihren privilegierten Zugang zu Medien und Bildungsanstalten, zumindest den Zeitgeist, die öffentliche Kultur, nach ihrem Bilde zu formen. Dabei kam ihnen sicherlich zugute, dass der Mensch eine moralische Spezies ist, die vielleicht nicht besonders moralisch handelt, sich aber leicht mit moralischen Imperativen erpressen lässt.

Macht durch Diskursherrschaft

Da die Politik eines Landes bekanntermaßen von der Kultur einer Gesellschaft abhängig ist (statt andersherum), war es nur eine Frage der Zeit, bis die linke politkorrekte Minderheit die Entscheidungen in sämtlichen Bereichen des gesellschaftlichen Zusammenlebens, von der Schule bis zur Universität, von der Verwaltung bis zu den eigentlich eher konservativen Volksparteien, dominieren konnte. Dies geschah unter anderem durch die Themen- und Begriffsbesetzung im öffentlichen Diskurs.
Ultralinke Denker wie der italienische Kommunist Antonio Gramsci oder der französische Philosoph Michel Foucault hatten dazu die Strategie geliefert, indem sie beschrieben, dass die Besetzung kultureller Schaltstellen und die anschließende häufige und stetige Wiederholung von bestimmten Positionen und Forderungen in den Bildungseinrichtungen und Medien mittelfristig dazu führt, dass die Bürger die Ideen der linken Minderheit allmählich als „normal“ oder „modern“, und nicht zuletzt als „richtig“ ansehen. Eines der wichtigsten Beispiele dafür ist der grassierende Glaube an die CO2-getriebene Klimakatastrophe, der hauptsächlich von der Behauptung und weniger von klaren wissenschaftlichen Beweisen lebt.

Das Schelsky-Prinzip: der Eigennutz der „Moralischen“

Der Begriff der politischen Korrektheit ist erstaunlich ehrlich, was die eigentlichen Motive der „Korrekten“ angeht: Politik ist bekanntlich ein schmutziges Geschäft, das von Täuschung und Lüge lebt und letztlich den brutalen egoistischen Interessen von Individuen und Gruppen dient.
Der konservative Soziologe Helmut Schelsky, Mitbegründer der soziologischen Fakultät der Universität Bielefeld, sagte in den 1970er Jahren voraus, dass ein wohlhabender Sozialstaat elitäre Intellektuelle geradezu magisch anlocke, die neue Probleme erfinden oder vorhandene zum Weltuntergangsszenario aufblasen würden, um damit politische Munition und gutbezahlte Jobs für sich selbst und ihre Gesinnungsgenossen zu schaffen. Kurze Zeit später traten die frisch gegründeten Grünen den Beweis für die Richtigkeit der Vorhersage Schelskys an: Seit Anfang der 1980er war das Katastrophenszenario vom „Waldsterben“ aus den Medien Westdeutschlands nicht mehr wegzudenken; ähnlich der heutigen Klima-Angst. Bis zum Jahr 2.000 sollte der deutsche Wald komplett weggestorben sein. Da die menschliche Psyche zur Aufmerksamkeit neigt, wenn jemand „Alarm!“ ruft, waren Medien, Grünen und einigen Biologen viele Wählerstimmen bzw. viel Geld sicher. Ende der 80er verschwand die Katastrophe still und heimlich aus der politisch-medialen Sphäre, weil der Wald sich dummerweise weigerte, wie vorgesehen zu verschwinden.
Im Jahre 2017 ist die Szene der professionellen Weltenretter und Moralunternehmer in den westlichen Ländern völlig unübersichtlich geworden. Neben einer enormen Anzahl von Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs), die zum Großteil als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für moralbewegte Bürgerkinder dienen und sehr wohl Regierungs-Gelder erhalten, gibt es eine Vielzahl von kirchlichen und staatlichen Stellen, die sich im Bereich der Gender-, Klima-, Asyl- und Sozialindustrie tummeln. Allen diesen ist gemein, dass sie, wie Birgit Kelle einmal über die Genderforscher sagte, niemals ans Ziel kommen dürfen, denn das bedeute zwingend Arbeitslosigkeit. Und so werden am laufenden Band neue zu betreuende Minderheiten ge- bzw. erfunden oder schlicht en masse importiert.

Opfer- und Mythos-Hierarchien

Der Kerngedanke der politischen Korrektheit heutiger Tage lässt sich recht einfach formulieren: Die westliche Kultur und Mehrheitsgesellschaft, darunter hauptsächlich die Männer, werden als verdächtig angesehen und bis ins Kleinste grundsätzlich kritisiert. Es gibt keinen Politkorrekten, der die eigene westliche Gesellschaft nicht für bis ins Mark antisemitisch, nationalistisch, sexistisch, rassistisch, islamophob, homosexuellen- und fremdenfeindlich hält.
Fremde Kulturen hingegen, besonders die der abgeschlagenen Moslems und Afrikaner, werden im Sinne des Rousseau’schen Edlen Wilden regelrecht idealisiert. Deren antisemitische, nationalistische, sexistische, rassistische, homo- und fremdenfeindliche Haltungen und Taten, in den patriarchalischen und archaischen Kulturen immerhin deutlich häufiger anzutreffen als im Westen, werden entweder einfach vertuscht oder wenigstens relativiert und verniedlicht. Da muss auch die größte „Minderheit“, deren Interessen die politische Korrektheit angeblich vertritt, die Frauen, zurückstehen. Weibliche Menschen, vor allem westliche, sind in der Opferhierarchie eindeutig unter den Edlen Wilden angesiedelt, wie die medial-politische Auswertung der Kölner Silvesterkatastrophe 2015 deutlich gezeigt hat.
Auch im ökologischen Bereich existieren frappierenderweise erhebliche Wertigkeitsunterschiede. Ging den Grünen in den 80er Jahren nichts über den deutschen Wald und seine Bewohner, ist die örtliche Natur heutzutage dem nun geheiligten Klima untergeordnet. So werden mit den einträglichen Windspargeln als „Klimaschutzmaßnahme“ ganze Landstriche zugepflastert, die dann dummerweise landesweit große Teile der deutschen Vogel- und Fledermauspopulation schreddern. Überhaupt ist das Naturverständnis der Politkorrekten fern jeglicher Realität. Von lokalen Effekten abgesehen ist die irdische Natur der menschlichen Technologie nach wie vor weit überlegen. Ereignen sich große natürliche Katastrophen wie zum Beispiel der japanische Tsunami 2011, stehen wir Menschen dem weitgehend machtlos gegenüber. Im linken Denken hingegen sitzt man dem naturalistischen Fehlschuss auf, der die Natur als gut, sanft und machtlos, und alle menschliche Technologie seit der Erfindung der Dampfmaschine als bösartig, brutal und übermächtig empfindet.
Elitäre Profiteure: die katastrophalen Folgen der politischen Korrektheit
Für die politisch korrekte Klasse ergeben sich aus der Umsetzung ihrer Ideologie zumindest kurz- bis mittelfristig nicht unerhebliche Gewinne politischer, sozialer, emotionaler und finanzieller Natur.
Für die breite Masse der Bevölkerung in den westlichen Ländern hingegen sind die Folgen der politischen Korrektheit zumindest unangenehm, wenn nicht geradezu katastrophal. Politisch korrekte Redeverbote und die angeschlossene Sprachhygiene mit ihren Pinker‘schen Euphemismus-Tretmühlen erzeugen einen gewaltigen und völlig nutzlosen Aufwand in der schulischen und behördlichen Dokumentenbürokratie, und schränken die Meinungs- und Redefreiheit, auf die unsere Demokratie auf Gedeih und Verderb angewiesen ist, weitgehend ein.
Die finanziellen Kosten der politisch-korrekten Industrien mit ihren für die Gesellschaft und die Wirtschaft eher schädlichen als nützlichen Jobs dürfen mittlerweile auf keinen Fall mehr unterschätzt werden. Neben den Steueraufwendungen für die zahlreichen öffentlichen Stellen für Genderforscher und Gleichstellungsbeauftragte (etc.), die jährlich bundesweit im zwei- bis dreistelligen Millionenbereich zu Buche schlagen, werden vor allem die exorbitanten Kosten der illegalen Masseneinwanderung langjähriger oder lebenslanger Kostgänger in zweistelliger Milliardenhöhe ruinöse Folgen für die Sozialsysteme Deutschlands haben.

Der Widersinn: Politische und sachliche Korrektheit schließen einander wechselseitig aus

Noch um einiges gefährlicher ist die komplette Ignorierung oder wenigstens Verniedlichung der Parallel- und Gegengesellschaften, des religiös motivierten Terrors und der heftig wachsenden Immigrantenkriminalität.
Roland Tichy meinte einmal, dass wir den Immigranten sehr viel gegeben, aber versäumt hätten, auch sehr viel zu fordern. Demgegenüber gibt der Politkorrekte allen Ernstes der Mehrheitsgesellschaft die Schuld, dass sich türkische und arabische Gegengesellschaften gebildet haben. Wobei wichtig ist, zu erwähnen, dass es interessanterweise gerade die multikulti-begeisterte Klasse ist, die in ihren sanierten Wohnvierteln und an ihren akademischen Arbeitsorten besonders wenig Kontakt zu den Immigranten hat. Es scheint so, als sei die politische Korrektheit eine reine Verbal-Ideologie, die ausschließlich die Äußerung der „richtigen“ Gesinnung, niemals aber ernsthaft das „richtige“ Verhalten fordere.
Die Idealisierung des Fremden und die mangelnde Forderungshaltung gegenüber Türken, Arabern und anderen mohammedanischen Gruppen sind es gerade, die zur Entstehung und Festigung von antidemokratischen und anti-aufklärerischen Gegengesellschaften geführt haben. Der austro-türkische Politiker Efgani Dönmez, ehemals Grüner, kritisierte in diesem Zusammenhang beispielsweise, dass Medien und Politik zwar Deutschnationale verurteilten, zu türkisch-nationalen Erdogan-Anhängern hingegen seit Jahren schwiegen.
Da darf man sich nicht wundern, dass, wie vor einigen Wochen in der Presse zu lesen war, ein jüdischer Schüler in Berlin-Schöneberg fluchtartig seine Schule verließ, um dem Mobbing durch muslimische Mitschüler zu entkommen. Schon ein paar Jahre älter ist die Geschichte von einem jüdischen Holocaust-Überlebenden, der in einem Kreuzberger Gymnasium einen Vortrag hielt und von muslimischen Schülern durch Gewaltandrohung vertrieben wurde. Die Moslems erhielten keine Strafe, weil das Lehrerkollegium befürchtete, die beiden könnten sich dadurch erst recht radikalisieren.
Die Behörden folgen der medial-politischen Linie auf den Fuß. Während einheimische Steuerhinterzieher oder GEZ-Verweigerer schnell und hart bestraft werden, lässt man afrikanische Drogendealer in Berliner Parks unbehelligt walten und setzt muslimische Asylbewerber selbst nach schweren Gewalttaten und sogar Mordversuchen auf freien Fuß. So sorgte erst der Druck der Öffentlichkeit dafür, dass die beiden arabischen S-Bahn-Schubser, die beinah einen Mann in Dresden-Zschachwitz getötet hatten, bis zum Prozess wegen versuchten Totschlages in Haft kommen.
Frappierenderweise sorgt die seit Jahrzehnten andauernde politisch-korrekte Berieselung in Medien und Bildungseinrichtungen sogar dafür, dass selbst einzelne Bürger ihre ureigensten Interessen im Sinne „richtigen“ Handelns nicht mehr wahrnehmen. So haben Gymnasiastinnen aus Kassel lange Zeit zu sexuellen Belästigungen durch Immigranten auf dem morgendlichen Schulweg geschwiegen, weil sie befürchteten, damit Ressentiments gegen kulturfremde Ausländer zu fördern.

Was tun?

Wie sich an den zahlreichen Beispielen oben ablesen lässt, ist die aktuelle politische Korrektheit der westlichen Gesellschaften eine weltfremde Gesinnungsethik, die ein völlig verantwortungsloses politisches Handeln zeitigt. Lassen wir zu, dass sie weiterhin die Leitlinien unseres Lebens bestimmt, ist eine historische Katastrophe wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts vorprogrammiert.
Eigentlich kann es eine „politische“ Korrektheit in einer Demokratie überhaupt nicht geben, da sie per definitionem nur ein Regelwerk, ein System von Spielregeln ist. Die politischen Inhalte, die die „Korrektheit“ den Bürgern widerspruchslos abverlangt, sollten eigentlich in einem immerwährenden Diskurs laufend neu ausgehandelt werden. Daher ist die politische Korrektheit brandgefährlich – sie stülpt allen Bürgern zwangsweise einen Inhalt über. Eine funktionierende Demokratie ist aber auf die Konkurrenz vieler Inhalte angewiesen.
Die Stärke der linken Politkorrekten ist die Schwäche der konservativen Mehrheit in den westlichen Gesellschaften. Während der bodenständige Bürger in den letzten Jahrzehnten immer unpolitischer wurde, da Demokratie, Wirtschaft und Sozialstaat unter christdemokratisch-liberaler Ägide gut funktionierten, konnten die sehr linken 68er und Grünen ihre weltfremden Ideen mangels Widerstand nach und nach durchsetzen.
Nun, da die Ultralinken durch Energiewende, Genderisierung und kulturfremder Massenimmigration am Ziel ihrer (finanziellen) Träume angekommen sind, scheint es, als bewegten sich immer mehr bodenständige Bürger im Westen aus ihrer selbstgewählten politischen Trägheit. Die Wahl Donald Trumps in den USA, der Brexit in Großbritannien, oder die stetig wachsenden Stimmanteile der frontal-oppositionellen Parteien AfD, FPÖ und FN in Deutschland, Österreich und Frankreich sind klare Indizien hierfür.
Ob die konservative Gegenbewegung ausreichend schlagkräftig sein wird, die Folgen der politischen Korrektheit zu rückgängig zu machen? Jedenfalls stehen die Chancen durch verbreitetes demokratisches Bewusstsein und unkontrollierbare Internetmedien nicht schlecht. Das sind wesentlich günstigere Ausgangsbedingungen als im frühen 20. Jahrhundert.

Sonntag, 6. August 2017

A V P börsenletter KW 32

A V P börsenletter
kurz.prägnant.konkret.erfolgreich Sonntag 06.08.2017 


  

Damit die Börse steigt, müssen die beiden wichtigsten Fakotoren, Liquidität & Stimmung des Anlegerpublikums positiv sein!

André Kostolany

 

Markt aktuell mit übergeordnete & untergeordnete Trend



Depot alt & aktuell mit Einschätzung der Redaktion



... "gesehen und zitiert" …


Interessante LINKS, Texte und Grafiken

 




  Der Spruch zum Wochenende:

Politik ist die Kunst, die Leute daran zu hindern, sich um das zu kümmern, was sie angeht. Paul Valery




Das Team von AVP wünscht eine geldreiche Börsenwoche