Mit diesen Kniffen bestehen Sie jedes Rededuell. Okay. Sie sind nicht ganz fair. Aber dafür gang und gäbe. Unterbrechen.
Und zwar permanent.
Der
Kampf-Rhetoriker unterbricht seinen Gegner mit kurzen geschlossenen
Fragen, auf die er eine offene Frage folgen lässt. "Finden Sie das gut?
Nein? Warum stimmen Sie dann zu?" Auch Zwischensätze können ein
geeignetes Mittel sein, den Redefluss des Gegners zu hemmen, dafür zu
sorgen, dass er den roten Faden verliert. "Ah interessant, das sollten
Sie noch einmal wiederholen" ist eine Form der Unterbrechung, der
Intervention. Ebenfalls beliebt sind ständige Gegenfragen, die den
Gegner verwirren. "Was ist der Hintergrund Ihrer Frage?" Autor Wolf
Ruede-Wissmann verspricht: "Nach dem vierten oder fünften Mal beißt der
Gesprächspartner vor Wut ins Treppengeländer."
Wirr fragen, um den Gegner dumm aussehen zu lassen
Die
Vorgehensweise besteht aus der höflichen Bitte, eine Frage stellen zu
dürfen, dann eine Frage zu stellen, die man nicht klar beantworten kann,
und daraufhin einige Fakten zusammenzufassen und dem Gesprächspartner
zu unterstellen, er kenne diese nicht. ",Darf ich Ihnen eine Frage
stellen?' ,Klar.' ,Wer erstellte den hypothetischen Eid?' ,Sie meinen
den hippokratischen Eid?' ,Ich drücke mich nicht missverständlich aus.
Und ich meinte nicht den griechischen Arzt Hippokrates, 460-377 v. Chr.
Also was versteht man unter . . .?'" Und schon sei alles für die
Guillotine vorbereitet: "Sie kennen nicht einmal die einfachsten Dinge."
Den naiven Laien spielen
Sie geben den
Ahnungslosen, der um Verständnis ringt. Sie wollen aber in Wirklichkeit
nicht verstehen. Ihr Gesprächspartner muss sich dauernd wiederholen,
verliert seine Argumentationslinie. Oder seine Geduld.
Dagegen sein. Gegen alles. Ständig.
Das ständige
Dagegensein, Einschränken und Widersprechen verwirrt das Gegenüber und
bringt es aus der Ruhe. "Wir müssen doch bedenken . . ."
"Hochinteressant, aber . . ." Eine gewisse Missbilligung wird in der
Körperhaltung zusätzlich zum Ausdruck gebracht. Dadurch provoziert man
den Gegner, um letztendlich unschuldig sagen zu können: "Ich wollte doch
nur zu einer differenzierteren Betrachtungsweise für die Lösung des
Problems beitragen, aber irgendetwas scheint an meinen Einwänden ja dran
zu sein, wenn Sie sich jetzt so aufregen."
Verdeckt beleidigen
Mit der
Du-Botschaft zeigt der Sprecher quasi mit dem Finger auf sein Gegenüber,
ohne es direkt zu beleidigen. Statt "Da habe ich mich leider nicht
deutlich ausgedrückt" sagt man: "Sie verstehen mich falsch." Der
Gesprächspartner reagiert dann oft aggressiv, und der unfaire Rhetoriker
kann das Gespräch unter dem Vorwand, sein Gesprächspartner könne sich
nicht benehmen, für beendet erklären.
Offen die Kompetenz in Zweifel ziehen
Es geht darum,
die fachlichen Fähigkeiten des Gegners in Frage zu stellen, ohne auf die
Inhalte einzugehen. "Er redet so, weil er so jung ist. Er weiß es noch
nicht besser, weil ihm schlicht Lebenserfahrung fehlt." Funktioniert
auch gegen ältere Gegner. Alte Redner gelten dann als nicht mehr
zeitgemäß. Effektiv kann es sein, dem Wissenschaftler ganz grundsätzlich
mangelnden Praxisbezug vorzuwerfen. "Ihr Vorschlag mag in der Theorie
taugen, aber in der Praxis ist er nicht durchführbar." Bewährt hat sich
in jüngerer Vergangenheit der einfache Satz: "Der Professor aus
Heidelberg." Schwer auszuhalten wird es für den Gegner, wenn man die
Attacken so einleitet: "Nehmen Sie es nicht übel, es ist nicht
persönlich gemeint."
Direkt herabwürdigen
Man beleidigt
die Vertreter der Gegenmeinung ganz unverstellt. Das bietet sich an,
wenn der Gesprächspartner zum Beispiel zu einer Berufsgruppe gehört,
deren Reputation in der Öffentlichkeit oder im Betrieb ohnehin schlecht
ist. "Wir alle wissen, dass Sie als Politiker nicht an langfristigen,
nachhaltigen Lösungen interessiert sind, sondern nur mit populistischen
Sprüchen auf Stimmen zielen." Oder: "Sie sind Journalist. Sie können das
nicht genau wissen." Vorgeschlagen wird auch: "Es ist jedem klar, dass
Sie als Handwerker diese Zusammenhänge nicht erfassen können." Eine
verfeinerte Variante der unfairen Dialektik: den Gegner persönlich
attackieren und dabei witzig sein. Zum Beispiel: "Die Farbe Ihres Hemdes
entspricht Ihrer Gesinnung." Oder: "Jemand, der so viel isst, muss
Probleme haben beim Denken."