Mittwoch, 26. September 2018

Vom ersaufen lassen kann gar keine Rede sein!


Die Hohepriester des guten Gewissens sind zurück, jene Gutmenschen, die seit der Flüchtlingskrise 2015 zum Schubladenbegriff und einer politischen Karikatur verkamen, haben wieder Konjunktur.
Voller Lust reklamieren sie „christliche Werte“, an die sie selbst keinen Deut glauben. Die ihnen aber gerade recht und billig sind, um sie zynisch-hämisch ihren eigenen, im Zweifel populistischen Landsleuten um die Ohren zu hauen: Es seien Imperative wie Nächstenliebe, Mildtätigkeit und Hilfsbereitschaft, die selbige angeblich vermissen ließen, wenn sie sich gegen das gewerbsmäßige Chauffieren von Boat People an Europas Küsten wenden.
Diese Logik ist ebenso perfide wie schwachsinnig. 
Es ist der uralte dialektische Gegensatz von Ursache und Wirkung, von gut gemeint und gut, von „jener Kraft, die stets das Gute will und stets das Böse schafft“ oder umgekehrt. Zweitens ist von „ersaufen lassen“ ja gar keine Rede. „Rettung“ durchaus – aber eben kein Transport nach Europa, kein Einlaufen in die Häfen hoffnungslos überlasteter EU-Staaten mehr. Die Menschen müssen dort, notfalls mit Gewalt, wieder an Land gebracht werden, wo sie aufbrachen. Erst dann, wenn sich die Aussichtslosigkeit herumgesprochen hat, werden sie die Überfahrt nicht mehr riskieren. Verallgemeinert auf die Rettungsschiffe im Mittelmeer heißt das: Je mehr Menschen aus Seenot gerettet und anschließend an EU-Gestade verbracht werden, umso mehr Menschen werden sich in eben diese Seenot begeben. Fehlanreize verschlimmern die humanitäre Situation. „Christlich“ ist daher jede Maßnahme, die sie von halsbrecherischen und lebensgefährlichen Fluchtfahrten abhält.