Donnerstag, 19. August 2021

 https://vera-lengsfeld.de/2021/08/07/wie-man-den-widerstand-bricht-und-die-freiheit-abschafft/#more-6107




Wie man den Widerstand bricht und die Freiheit abschafft.
Autor Vera Lengsfeld Veröffentlicht am 7. August 2021




Fundstück aus Günther Anders, ′′ Die Obsoleszenz des Menschen “, 1956



′′ Um jede Revolte im Voraus zu ersticken, sollte man das nicht gewalttätig angehen. Hitlers Methoden sind überholt. Man muss einfach eine kollektive Konditionierung schaffen, die so mächtig ist, dass die Idee des Revolts nicht einmal mehr in den Sinn kommt.
Ideal wäre es, einzelne von Geburt an zu formatieren, indem sie ihre angeborenen biologischen Fähigkeiten einschränken. Dann würde man die Konditionierung fortsetzen, indem man die Bildung drastisch verringert, um sie auf eine Form der beruflichen Eingliederung zurückzuführen. Ein ungebildeter Individuum hat nur einen begrenzten Denkhorizont und je länger sein Gedanke auf mittelmäßige Sorgen beschränkt ist, desto weniger kann er sich widersetzen. Der Zugang zu Wissen muss immer schwieriger und elitärer werden. Möge sich die Kluft zwischen Volk und Wissenschaft vergrößern, Informationen für die Allgemeinheit mit subversiven Inhalten betäuben.

Vor allem keine Philosophie. Auch hier muss man Überzeugungskraft und keine direkte Gewalt nutzen: Über das Fernsehen wird massiv Unterhaltung übertragen, die immer emotional oder instinktiv ist. Man wird die Gedanken mit dem besetzen, was sinnlos und spielerisch ist. Es ist gut, in unaufhörlicher Musik den Geist vom Denken abzuhalten. Sexualität wird in den Vordergrund der menschlichen Interessen gestellt. Als soziales Beruhigungsmittel gibt es nichts besseres.
Generell wird dafür gesorgt, dass die Existenz ernsthaft verbannt wird, alles was von hohen Wert ist, eine konstante Leichtigkeitspolizei aufrechterhalten wird, damit die Euphorie der Werbung zum Standard des menschlichen Glücks wird und das Vorbild der Freiheit. Die Konditionierung wird so von sich selbst zu einer solchen Integration führen, dass die einzige Angst – die gepflegt werden muss – diejenige sein wird, aus dem System ausgeschlossen zu werden und somit nicht mehr auf die Voraussetzungen für Glück zuzugreifen.

Der so produzierte Massenmensch sollte so behandelt werden, wie er ist: ein Kalb, und es muss wie eine Herde überwacht werden. Alles, was seine Klarheit einschlafen lässt, ist sozial gut, was ihn zu wecken droht, muss belächelt, erstickt, bekämpft werden. Jede Lehre, die das System in Frage stellt, muss zuerst als subversiv und terroristisch bezeichnet werden, und diejenigen, die es unterstützen, müssen dann als solche behandelt werden. ′′