gelesen und zitiert by Junge Freiheit 19.01.17
Donald Trump herzt die amerikanische Flagge Foto: picture allianca/dpa |
Stunden vor der Anlobung von Donald Trump als nächstem US-Präsidenten
steht fest, daß zwei Berufsgruppen ihn ganz besonders hassen:
Journalisten und Pop-Artisten. Eigentlich verwunderlich, erscheint Trump
mit seinen gefühlten zwei Dutzend Twitter-Tweets täglich doch geradezu
als Lichtgestalt des Medienzeitalters. Mit 70! Trotzdem hassen sie ihn,
und das mit gutem Grund.
Trump ist der erste Staatschef der westlichen Welt, der mit dem
Schlachtermesser in der Hand den heiligen Kühen der permissiven
Gesellschaft zu Leibe rückt. Permissiv, das kommt von Lateinisch
permittere: zulassen, erlauben. Es ist die Gesellschaft, in der alles
möglich ist, Spaß, bunt, tolerant, gleichgültig – anything goes. Die Gesellschaft, in der wir leben.
Viele haben sie schon zum Teufel gewünscht, allen voran die
traditionellen Konservativen. Doch der traditionelle Konservatismus ist
ein toter Hund. Trump hingegen ist ein quicklebendiges Kind der
Jetztzeit, ganz ungeachtet seines Alters. Allein die Frisur. Und
Melanias unmögliche Möbel. Donald Trump und Cindy aus Marzahn sind
Seelenverwandte, beide unvorstellbar ohne die permissive Gesellschaft.
Die permissive Revolution frißt ihre Kinder
Daß er Milliardär ist, macht keinen Unterschied (Cindy hat auch nicht
schlecht Kasse gemacht bei dem ganzen Rummel). Vor allem aber sind sie
die Antwort auf all die Lady Gagas & Co mit ihrer platten TV-Ethik:
„Was immer ich an revolutionärem Potential habe, möchte ich dazu nutzen,
um die Welt zu verbessern.“ Vor 200 Jahren gab es dafür das schöne Wort
Aftermoral.
Auch die permissive Revolution frißt ihre Kinder, und die sind jetzt
dran. Trump hat gute Chancen, als Liquidator des Achtundsechziger-Erbes
in die Geschichte einzugehen. Nicht umsonst sträubt sich die gefeierte,
verwöhnte Medienelite mit Haut und Haaren gegen den neuen Mann. Trump
wird ihnen zeigen, wo der Maurer das Loch gelassen hat.
Ob er damit durchkommt? Noch blasen sie die Backen auf. Zwei Tage vor seiner Inauguration schickte Kyle Pope, Chefredakteur der Columbia Journaism Review,
ihm „im Namen der US-Presse“ einen geharnischten offenen Brief: „Wir
entscheiden, wieviel Raum wir Ihren Sprechern einräumen. Wir bestimmen
die Spielregeln.“
Der Kampf ist unausweichlich
Wenigstens ist damit die Wahrheit an den Tag gebracht. „Wir bestimmen
die Spielregeln“ – das gilt auch für Deutschland. Längst ist die vierte
Macht die erste Macht. Das behagt längst nicht allen Wählern.
Stellvertretend für sie nimmt Donald Trump den Fehdehandschuh auf. Über
40 Millionen Follower hat sein Twitter Account. Wie viele Abonnenten hat
die New York Times?
Der Kampf ist unausweichlich. Die Institutionen des anything goes,
die Nutznießer von Kiss bis Shakira, formieren ihre Phalanx. Dahinter
erwarten die Journalisten mit spitzer Feder den Feind. Kein Promi hat
sich herabgelassen, zu Trumps Inauguration die Nationalhymne zu singen.
Nun hat das blonde Wunderkind Jackie Evancho, 2010 Star einer
Castingshow, die Rolle übernommen.
Höhnisch klingt das Gelächter in den Redaktionen von New York bis
Berlin, doch aus Sicht eines einfachen Amerikaners könnte die
Entscheidung genau die richtige sein. Die 16jährige Jackie sieht aus wie
der fleischgewordene Traum der flyover states – der Staaten
zwischen Kalifornien und New York City. Ein Intellektueller, der auf
sich hält, nimmt sie allenfalls aus dem Flugzeug wahr. Es sind die flyover states, denen Donald Trump seinen Wahlsieg verdankt.